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Die Signierung auf dem Resonanzboden des Sulzbacher Tangentenflügels:
Christ. Friedrich Schmahl Regensburg 1790 |
Johann Esaias Seidel
(1758-1827) |
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1785- 1827 Die Druckerei unter Johann Esaias Seidel in Sulzbach |
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Im Sulzbacher Lichtenthaler- Haus wurde der Tangentenflügel wohl erstmals aufgestellt |
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Zunächst baute J. E. Seidel seinen Verlag in der Sulzbacher Neustadt 18 auf.
Haus-Sanierung und Einrichtung hat Seidel in handschriflichen
Kostenaufstellungen zusammengefasst, darunter findet sich auch die
Position "Geschenke für meine Gattin... Flügel...) Für
die Einrichtung und anlässlich seiner Hochzeit erwirbt Seidel
demnach den Tangentenflügel 1790 in Regensburg und stellt ihn in
dem noch heute erhaltenen, mit historischen Wandmalereien
ausgestatteten Gebäude auf.
Bild: mit freudlicher Unterstützung von Dr. Dodenhöft |
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J. E. Seidels Kostenaufstellung für 1785-1790, darunter 1790 auch der Flügel:
"Die Geschenke für
meine Gattin betragen für einen Flügel (mit Porto-Stuhl und
Geschenke an Bücher des Bestellers [?]) 200 fl für eine Uhr
163 fl und für [?] ein Parablüe 11 fl 30 xr für
Fächer [?] 8 fl Porzellan 60 fl für Ring 13 fl Tuch [?] und
[...?] 10 fl ein [...?] 45 fl Extra für [...?] 40 fl -->
insgesamt:] 550 fl 30 xr" [= 550 1/2 Gulden]"
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Urkunde aus dem Seidelarchiv |
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Übertragung Markus Lommer. |
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Der Sulzbacher Tangentenflügel und sein historischer Hintergrund
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Der Sulzbacher Tangentenflügel wurde 1790 in
Regensburg erbaut und im selben Jahr von Johann Esaias Seidel seiner
Braut Rosina Friederike Hartwig zur Hochzeit am 23.09.1790 geschenkt.
Seidel wurde 1758 (zwei Jahre nach Mozart) in Ortenburg/Niederbayern
geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er ab ca. 1764 in Sulzbach, wo
sein Onkel in vierter Generation die traditionsreiche Druckerei
Lichtenthaler betrieb. Nach einigen auswärtigen Jahren als
Druckergeselle wurde ihm in Regensburg eine führende Stellung in
einer Verlagsdruckerei angeboten. Dies schlug er 1780 aus, um nach dem
plötzlichen Tod seines Sulzbacher Onkels die Druckerei
Lichtenthaler weiterzuführen. 1785 hat er diese von seiner Tante
käuflich erworben. Anschließend unterzog er das alte
Werkstatt- und Wohngebäude in der Sulzbacher Neustadt einer
umfassenden Generalsanierung, stattete alle Räume neu aus und
machte seiner Frau 1790 für über 550 Gulden reichlich
Geschenke, darunter einen Flügel – darunter der in Sulzbach
entdeckte Tangentenflügel aus der Regensburger Werkstatt von Spath
& Schmahl.
1807 transferierte er wohl das Klavier in das Sulzbacher
Schloss, wohin Druckerei, Verlag und Buchhandlung umzogen. Von dort aus
gelangte der Tangentenflügel 1863 bei einem weiteren Umzug in das heutige
Gebäude der „Historischen Druckerei Seidel“ am
Sulzbacher Marktplatz. Im Todesjahr Beethovens (1827) starb auch Johann
Esaias von Seidel. Mozart war bereits 1791 verstorben, ein Jahr nach
Entstehung des Sulzbacher Tangentenflügels.
Dr. Markus Lommer, Sulzbach-Rosenberg, August 2012
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Johann
Esais Seidel übernimmt 1807 das Sulzbacher Schloss und etabliert
darin eine der größten Druck-, Verlags- &
Buchhandelsanstalten Bayerns (während dieser Zeit wird sicherlich
auch der Tangentenflügel im Schloss bespielt worden sein) |
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1877 - Übernahme der Druckerei durch Familie Wotschack |
1854
verkaufte Adolph v. Seidel die Firma an Friedrich Pustet (Dietrich
Wotschack handelte für Seidel und führte die Geschäfte auch für Pustet
weiter)
1863
übernimmt Dietrich Wotschack, der bereits seit 1828 in der Firma J. E.
v. Seidel tätig war und seit 1848 als Prokurist für den in München
ansässigen Adolph v. Seidel die Geschäfte führte.
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Familie Wotschack Sulzbach
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1877 erwirbt
Dietrich Wotschack für seinen Sohn Hans das gesamte Unternehmen, das
dann in drei weiteren Generationen mit Andreas Wotschack und zuletzt
bis 2006 als Buchhandlung durch Ingomar Wotschack fortgeführt wurde. .
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Der Buchladen der Druckerei Wotschack. |
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Der
Tradition des Bewahrens der Familie war es zu verdanken, daß
Kunstschätze wie der Tangentenflügel erhalten blieben.
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Durch
die bereitwillige Öffnung des über ein Jahrhundert verschlossenen
kulturellen Erbes gegenüber der Stadt Sulzbach-Rosenberg hat die
jetzige Eigentümerfamilie in den altehrwürdigen Mauern neues
kulturelles Leben erweckt. |
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Die
Sulzbacher Druckerei- Maschinenhalle; nach dem Verkauf an Friedrich Pustet (Regensburg) zog das Unternehmen 1862
in das heutige Gebäude am Luitpoldplatz um. Der damals errichtete
Maschinensaal war bis 1976 in Betrieb. Vom früheren Inventar ist vieles
erhalten geblieben. Der Saal wird heute vom Kulturverein
"historische Druckerei J.E. v.Seidel- Forum für Kunst und Kultur e.V."
als Veranstaltungssaal und Schaudruckerei genutzt |
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Die Alte Buchhandlung am Sulzbacher Marktplatz, hier
lebte und arbeitete Ingomar Wotschack, der Urenkel von Hans Wotschack bis 2006
in einem teilweise bis heute erhaltenen wunderbar museumsartigen
Refugium. Im dahinterliegenden alten
Druckereigebäude wurde der Tangentenflügel am Dachboden
entdeckt. |
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Die Entdeckung des Tangentenflügels auf dem Dachboden der ehemaligen Druckerei |
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Die ersten Fotos des Tangentenflügels am Dachboden mit der Handy-Kamera:
Das Bild links zeigt die soeben am Dachboden geöffnete Tangentenflügel- Kiste.
Erkennbar ist, dass das Instrument aufrecht auf der
Klaviatur- Seite stand .
Der Orgelbauer Christoph Schindler machte gemeinsam mit Familie König die Entdeckung am Dachboden der Druckerei.
Herrn Schindler sowie Prof. Christoph Hammer und Prof. Franz Koerndle
ist dafür zu danken, dass das Instrument behutsam geborgen wurde,
und von Anfang an als sensationell bedeutender Fund
gewürdigt wurde.
Foto: Christoph Schindler |
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Die Eigentümerfamilie: Ehepaar Uschi und Micha König mit Lieselotte Drechsler und Beate Sinsko
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Die Eigentümer haben
den Tangentenflügel in vorbildlicher Weise geborgen und restaurieren lassen.
Sie stellen das Instrument nun als Leihgabe dem Claviersalon Miltenberg
zur Verfügung um ihn unter restauratorischer Betreuung in
Führungen, Konzerten und Audio- Aufnahmen erklingen zu lassen. |
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die Informationen und Materialien bedanken wir uns herzlich bei Familie
König, Herrn Dr. Markus Lommer, Christoph Schindler,
und dem Kulturverein historische Druckerei J.E. Seidel e.V. |
© georg ott für claviersammlung.de und tangentenfluegel.de 2012
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