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Das Clavecin Royal
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Clavecin-Royal von vorn


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Clavecin Royal,
Privatbesitz Manuel Dahme (Basel/Frankfurt)
 



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Klaviaturumfang: FF – g4

 
Maße des Instruments: (ohne Deckel und Leisten)

Breite:  1720 mm
Tiefe:    553 mm
Höhe:     206 mm

Klaviatur
Stichmaß: 477 mm

Mechanik:

Stoßmechanik mit Auslösung 
Unterdämpfung


Clavecin-Royal- Stoßmechanik mit Auslösung
Die Mechanik des Clavecin Royal
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Veränderungen:
3 Veränderungen:
 
1. Handzug links am Klaviaturrahmen:
   Dämpfungsaufhebung

2. Kniehebel links:
   Harfenzug
(teilweise rekonstuiert)

3. Kniehebel rechts
   Deckelschweller (rekonstruiert)


Klaviaturbeläge
Untertasten:
Ebenholz (hinten gebeizt)
Obertasten:
Elfenbein

Gestaltung und Ausstattung:
Das Instrument ist aus massivem Wallnus- Holz (Zargen, Deckel u.s.w.)
 


SignaturClavecin Royal Wagner Dresden
Signatur eines Clavecin Royal von Johann Gottlob Wagner
schematische Darstellung, Zeichnung Georg Ott

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Die Besonderheit des Clavecin Royal
besteht darin, dass durch Tastendruck unbelederte keilförmige Holz- Hämmerchen - gegen die Saiten geschleudert werden.
Die Stoßmechanik verfügt über eine Auslösung und steht in ihrer ausgereiften Bauweise mit Unterdämpfung in einer Reihe mit den Mechaniken von Gottfried Silbermann und Christian Ernst Friederici (siehe auch Friederici Pyramidenflügel im Goethehaus Frankfurt). Der durch den Anschlag der unbelederten Hämmer entstehende Ton hat einen cembaloartigen Klang, verfügt aber mit seinem perkussiven Charakter auch über beeidruckendes dynamisches Potential, das noch durch einen Harfenzug ergänzt wird.
Das Instrument ist gefertigt aus massivem Nußbaum mit einer für die Spezies der Clavecin Royal typischen, das gesamte Instrument (außer die Klaviatur) von oben abdeckenden Rahmenkonstruktion mit grüner Seidenbespannung. 

Manuel Dahme stellt auf der Clavieracademie Mildenburg sein Clavecin Royal vor
Manuel Dahme stellt auf der Clavieacademie Mildenburg sein Clavcin Royal vor.
Konzerttermine mit Manuel Dahme  am historischen Clavecin Royal:


Samstag, 15.02 .2014, 15:00 Uhr/
KLAVIER-ACADEMIE auf der Mildenburg zu Miltenberg mit der Vorstellung des restaurierten Clavecin Royal

Clavecin-Royal - Clavieracademie des Claviersalon Miltenberg


Restaurierungen:

Das Clavecin Royal wurde in der Werkstatt von Georg Ott restauriert,

Der Befund zeigte kaum Überformungen des Originalzustandes.
Genauere Informationen folgen.








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Die Mechanik des Clavecin Royal in Aktion
Hinweis: zum Stoppen des Ablaufs Mauszeiger auf die Zeichnung führen
© Zeichnung und Animation: Georg Ott
2014

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Vergleichsinstrumente:

Clavecin Royal
sind äußerst selten, nur wenige Originalinstrumente sind erhalten geblieben u.a. im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und im Bachhaus Eisenach
detaillierte Informationen folgen


Informationen zu
den bekannten Instrumentenbauern des Clavecin Royal

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Wagner, Johann Gottlob  1748 - 1789
geboren 1748 in Medingen bei Dresden als Sohn eines Zimmermanns, gündet 1773 in Dresden eine Werkstatt und arbeitet gemeinsam mit seien Bruder Cristian Salomon.
Johann Gottlob Wagner stirbt 1789, der Bruder Christian Salomon setzt das Geschäft fort.

Wagner, Christian Salomon 1773 - 1812
geboren 1754 im Medingen bei Dresden als Sohn eines Zimmermanns. Er baut gemeinsam mit seinem Bruder  Johann Golltlob alle gangbaren Tasteninstrument, darunter das Clavecin Royal, stibt zwischen 1812 und 1814 in Dresden

Wagner: Johann Gottlob W., ein Orgel- und Instrumentenbauer zu Dresden im 18. Jahrhundert, † im J. 1789 ebendort. Er war ein Schüler von Silbermann in Freiberg, der bekanntlich nach dem Modell des Cristofori in Florenz Hammerclaviere in Flügelform baute und nach eigener Erfindung verbesserte. Sein Schüler W. übertrug diese Erfindung auch auf tafelförmige Clavierinstrumente, eins derselben befindet sich in der königlichen Musikaliensammlung zu Dresden. In den Monatsheften für Musikgeschichte, Bd. 5 S. 40 ist dasselbe beschrieben und auf der beiliegenden Tafel abgebildet. Das Instrument, kleiner in der äußeren Form als die heutigen, die aber auch seit etwa 20 Jahren fast völlig verschwunden sind, geht vom Contra-F bis zum dreigestrichenen g und ist nur zweichörig. Der Ton ist dünn, da die Saiten nur dünn sind, aber gesangreich. Die Spielart ist außerordentlich leicht. W. blieb bei den Verbesserungen des Pianoforte seines Meisters nicht stehen, sondern war bestrebt, die Mechanik noch mehr zu vereinfachen. Er entfernte den vermittelnden Hebel der Silbermann'schen Mechanik und setzte die Stoßzunge direct auf die verlängerte Taste, so daß sie der künftigen Bauart, die sich in England ausbildete und als englische Mechanik später wieder nach Deutschland zurückkehrte, zum getreuen Vorbilde diente. Die oben erwähnte Tafel in den Monatsheften gibt auch eine Abbildung der Silbermann'schen Mechanik, welche obige Auseinandersetzung am besten erklärt. In Deutschland scheint nach Wagner's Tode die von ihm eingeführte Mechanik keine Nachahmung gefunden zu haben, dagegen wurde die von Johann Andreas Streicher, dem Freunde Schiller's, der die Tochter des Johann Andreas Stein in Augsburg heirathete und nach dessen Tode die Clavierfabrik übernahm, die er bald darauf nach Wien verlegte, erfundene sogenannte deutsche oder Wiener Mechanik allgemein angewendet. Sie bestand darin, daß er den Hammer von der selbständigen Leiste entfernte, ihn direct auf die verlängerte Taste in umgekehrter Richtung setzte und die Aushebung durch einen Schnabel bewirkte. Erst in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts begann man wieder zur ursprünglichen Erfindung zurückzukehren, die nun den Namen englische Mechanik trug. Noch sei die Firma des Wagnerschen Instrumentes mitgetheilt: "Nr. 587 | Johann Gottlob Wagner | In Dresden, am 10. Juli 1787".

Quelle:
Eitner, Robert, „Wagner, Johann Gottlob“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1896), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd139085181.html?anchor=adb


Das Clavecin Royal in zeitgenössischen Beschreibungen und Berichten
Johann Nicolaus Forkel: Musikalisch-kritische Bibliothek, Bd III, Gotha 1779, S. 322-328

Schon im Jahre 1775. hat ein Dresdenscher Orgel- und Instrumentmacher, Hr. Wagner durch ein Avertissement eine besondere Art von Clavecin beschrieben und bekannt gemacht, dessen eigene Einrichtung von seiner Erfindung ist, und welches er nach dem Rathe eines gewissen großen Tonkünstlers Clavecin roïal genannt hat. Die ganze innere Einrichtung wird man am besten aus seiner eigenen Beschreibung ersehen können; wir rücken sie daher wörtlich hier ein.


Avertissement.


Es ist zwar bereits im vorigen Jahre ein kurz Avertissement von einem, von Endesbenannten, neu erfundenen musikalischen Instrumente, dem einer der größten jetzt lebenden Tonkünstler den Namen Clavecin Roïal beygeleget hat, bekannt gemacht worden; allein, die Unzulänglichkeit dieses Avertissements, das Verlangen verschiedener Musikliebhaber, nur gedachtes Instrument näher kennen zu lernen, hat diese anderweite Nachricht, von dessen Beschaffenheit, Wirkung, und Tractation veranlasset.

Dieses Clavecin Roïal ist, dem äußerlichen Ansehn nach, nichts anders, als ein ordinaires aus 5. completen Octaven von F bis f bestehendes Clavier, eben so bezogen, mit nicht mehr und nicht weniger Drahtsaiten, 3. Ellen lang, 23. Zoll breit, 10. Zoll hoch. Statt der Kiele und meßingen Tangenten werden die Töne der verschiedenen Züge oder Register, deren sechse in allem sind, durch hölzerne Hämmerchen hervorgebracht; der Resonanzboden hat eine leichte Decke von Tafft mit dünner Pappe unterlegt, so wie auch der übrige obere Theil des Instruments, auf welcher Decke ein Pult dergestalt angebracht ist, daß nicht der mindeste Staub hinein dringen kann. Es steht auf einem Gestelle, an welchem sich unten linker Hand drey Pedaltritte, No. 1. 2. und 3. befinden, rechter Hand aber noch ein dergleichen Tritt No. 4. angebracht ist. Vermittelst dieser Padaltritte [sic], welche durch Abstracte oben in das Maschinenwerk eingreifen, werden alle Veränderungen in der größten Geschwindigkeit, mitten im Spielen bewirket, ohne daß der Künstler eine Hand von dem Manual wegrühren darf, ja er kann sogar, jeden einzeln Ton, stark oder schwach, angeben.

I. Wenn der Musikverständige das Instrument an und für sich, wie es ist, ohne einen von obigen Tritten zu berühren, bearbeitet, so hat es die völlige Stärke eines Flügels oder Clavecins, mit dem Unterschiede, daß die Töne im Baß weit länger nachhalten. Ist er geschickt im Selbsterfinden, reich an eigenen Gedanken, und weiß dieses Nachhalten der Bässe kunstmäßig zu nutzen, so wird er dem Ohre die angenehmsten Harmonien vorzutragen im Stande seyn. Erfordert sein Thema, oder wenn er vom Papiere spielt, daß er mit Geschwindigkeit aus einem Ton in den andern gehen muß, wo das Nachklingen in den Bässen eine Verwirrung der Töne verursachen könnte, so nimmt er es weg, indem er den linken Fuß auf den mittelsten Pedaltritt No. 2. setzt. Durchs bloße, stärkere oder schwächere, Anschlagen der Claves hat er die Gradation des pianissimo, piano, forte, und des fortissime, wenn er den Tritt No. 4. mit dem rechten Fuß berührt, wodurch sich die leichte Decke über den Resonanzboden, weniger oder mehr, nach seinem Belieben, erhebt, in seiner Gewalt.

   
II. Wenn der mittelste Tritt No. 2. angetreten wird, und der Fuß darauf stehen bleibt, so ist dieses Instrument einem Flügel oder Clavecin gleich, eben so starck im Klang, und kann bey einer vollständigen Musik so gut gebraucht werden, als bey dem Accompagnement der Recitative; die Töne schneiden sich ab, so rein, als durch Federkiele, und halten nach, sobald man die Hände liegen läßt; man ist Herr von dem piano und forte bloß durch den Anschlag, und von dem fortissime, durch Berührung des Pedaltritts No 4. welcher die Decke über den Resonanzboden öffnet, und dem Klange freyern Ausbruch verschafft: ein Vorzug, dessen sich das Clavecin nicht rühmen kann, und wo ich allemal, doch nur forte und piano nicht anders haben kann, als daß ich von einem Manual aufs andere gehe.

   
III. Wird der linke Fuß auf den Pedaltritt No. 1. gesetzt, so habe ich den Klang einer Harfe vollkommen rein und natürlich, die Töne kurz abgesetzt und schnarrend, als wären sie von Darmsaiten gezeugt, die schönsten arpeggio im Discant und Baß, so wie hier zugleich die gebrochenen Octaven. Der Harfeniste selbst, falls er dieses Instrument höret, ohne zu sehen, und es zumalen von einem Künstler gespielt wird, der das, was auf der Harfe auszudrücken ist, kennt, kann hintergangen werden. Er wird Töne und Harmonien zu vernehmen kriegen, die entweder auf seinem Instrumente gar nicht, oder mit großer Mühe und kaum halbvollkommen, hervorzubringen sind.

   
IV. Läßt man den linken Fuß auf dem Tritt No. 1. liegen, und nimmt dazu den Tritt No. 3. so entsteht dadurch der Klang einer Laute, und ein Kenner dieses Instruments, wird einen Zuhörer in der Ferne gar leicht dahin bringen können, daß er glaubt, er höre wirklich eine Laute, nur muß er sich bloß auf gebrochene Ausdrücke einlassen, die Bässe allemal doppelt nehmen, und nicht zu viel damit machen wollen. Auf Schwebungen und Bebungen kann er sich nicht einlassen; es bleiben diese allemal ein, der Laute, unnachahmlicher Vorzug. Durch Aufhebung des rechten Fußes vom Tritt No. 3. und wiederdraufsetzen, kann der Spieler die Harfe und Laute, auf eine dem Ohre angenehme Art, ohne die Hand vom Manual zu bringen, abwechseln lassen. Auch hier bleibt das forte und piano, durch den Anschlag in seiner Hand.

   
V. Der Pedaltritt No. 3. allein mit dem rechten Fuße niedergedrückt, macht den Pantalon, dieses nunmehr fast ganz, wegen seiner vielen Schwierigkeiten, abgekommene Instrument aus. Diejenigen denen es nicht ganz fremd ist, werden nicht in Abrede seyn, daß sie etwas sehr ähnliches zu hören bekommen. Die Töne in den Bässen sind stark, voll und nachhaltend; man kann sie aber, durch Hülfe des Trittes No. 2. so oft abschneiden, als man will, so wie oben, wenn dieses Clavecin roïal ohne Zuthun eines Registers, gespielt wird. Die Hauptsache, und wo die Nachahmung des Pantalons glücklich seyn soll, kömmt hier freylich wiederum auf den Kenner dieses Instruments an.

   
VI. Endlich entsteht, wenn ich zu dem niedergedrückten Pedaltritt No. 3. den Tritt No. 2 zu Hülfe nehme, und beyde Füße darauf ruhen lasse, das zogenannte Piano forte, welches lediglich durch den schwächern und stärkern Anschlag erzeugt wird. Es sind bisher so verschiedene Arten von diesem Instrumente, in Ansehung der Größe, der Construction und der Töne, zum Vorschein gekommen, daß es fast unmöglich ist, eine bestimmte, und auf alle dieselben passende Beschreibung davon zu geben. Hier ist es bloß eine an dem Clavecin roïal angebrachte Veränderung, der ich den Namen Piano forte zu geben, um so weniger Bedenken getragen habe, weil der dadurch verursachte Klang demjenigen ganz ähnlich ist, welchen die unter diesem Namen bisher bekannt gewordene Instrumente, gemeiniglich zu haben pflegen. Der stärkere Anschlag bringt halb gedämpfte, der schwächere ganz gedämpfte Töne hervor; bey jenen hört man ein metallenes scharfes Mitnachklingen, bey diesen aber ist es stumpf, sanft, und in beyden Fällen, zum Accompagnement beym Singen, vorzüglich geschikt. So viel und auch nicht mehr hat man bisher durch das Piano forte als ein besonderes Instrument betrachtet, bewerkstelligen können.

   
Dieses sind die sechs Veränderungen, die man sich von dem Clavecin roïal versprechen, und die der Erfinder desselben jedermann gewähren kann. Er läßt dem Clavecin und dem Clavier ihre Vorzüge, sie sind vollkommen, jedes in seiner Art, er hofft und schmeichelt sich aber, daß Kenner und Liebhaber der Musik seinem Instrumente eben diese Gerechtigkeit zugestehen, und, nach der genauesten Untersuchung, einräumen werden, daß, wer eines dergleichen besitzt, jene beyde gar wohl entbehren kann. Es ist dieses aber nicht der einzige Umstand, der demselben seinen Werth giebt. Die Geschwindigkeit, mit der es sich spielen läßt, die wenige auf die Stimmung zu wendende Mühe, die Leichtigkeit, mit der man, wenn ja etwas wandelbar daran wird, oder zu stocken anfängt, sich selbst helfen kann, und die Bequemlichkeit, mit der es von einem Ort zum andern zu transportiren ist, verdienen eine vorzügliche Aufmerksamkeit. Es läßt sich so leicht tractiren, als ein Clavier; ein Kind von 6. Jahren kann, mit der mindesten Anwendung seiner Fingerkraft, dasselbe bearbeiten, und alle Töne, mit der größten Behendigkeit, deutlich angeben. Vermöge der innern Construction, und der wenigen Saiten, mit denen es bezogen ist, braucht es wenig Stimmung, es hält sich zu ganzen Monaten, und wenn ja, durch Kälte oder Wärme, durch trockne oder feuchte Luft, sich einige Töne in etwas ziehen, so kann jeder, der nur mit dem Stimmhammer umzugehen weiß, und ob er die Saiten anziehen oder nachlassen zoll, gelernt hat, dem Uebelklang abhelfen. Sollte an dem Machinenwerk etwas stocken oder wandelbar werden, wofür doch auf alle Weise gesorgt ist, so ist dasselbe so eingerichtet, daß man es, mit sammt dem Manual, herausziehen, und woran es liege, gar leicht finden, und selbst abändern kann. Wäre dieses aber jemanden zu beschwerlich, so ist der schlechteste Tischler auf dem Lande, allemal geschikt genug, diese Reparaturen gut und tüchtig zu fertigen.

   
Zum transportieren ist nicht leicht ein Instrument bequemer, es kann zu 100. und mehr Meilen, zu Wasser und Lande, verführt werden, ohne daß es, wenn es nur gut eingepackt ist, im geringsten schadhaft wird. Hiervon ist die Probe schon mehr als einmal gemacht worden.

   
Es hat diesem Instrumente noch kein Tonkünstler, der es gesehen, und untersucht hat, seinem Beyfall versagt; um so vielmehr verspricht sich Endesbenannter, dessen Erfinder, eine gütige Aufnahme dieses Avertissements bey dem geneigten Publico.

   
Wer nun ein solches Clavecin roïal verlangt, darf sich entweder an ihn selbst, oder an die Hilscherische Buchhandlung in Dresden wenden. Von Rosen oder Taxisholz sauber fournirt, kostet eines 36. von Nußbaum 30. und von Eichenholz, ebenfalls aufs reinlichste gearbeitet, nicht mehr als 28. Ducaten. Die innere Güte aber ist durchgängig einerley.


Dresden den 24. September, 1775
Johann Gottlob Wagner, Orgel und Instrumentmacher


Kritik zu Wagners Clavecin Royal veröffentlicht in Carl Friedrich Cramer:
Magazin der Musik I/2 (1783), Seite 1009–1013.


Den 9ten Nov. 1783.
Instrumentmacher/ Instrumente.

1) Schreiben über des Hrn Oebergs, Wagners und Hofrath Bauers musicalische Erfindungen.

Es gefällt mir, wenn Männer von Verdiensten bekannt werden; gefällt mir, wenn durch die Anzeige ihrer erfundenen und verbesserten Werke Nutzen und Vergnügen gestiftet wird; gefällt mir, wenn dadurch der geschickte Künstler Vortheile erlangt, seine Erfindungen und Verbesserungen noch reichhaltiger und wichtiger zu machen.
   
Wenn aber diese angeblichen Erfindungen und Verbesserungen nur ihrem Erfinder als solche scheinen, oder alle zusammengenommen nicht viel werth sind; wenn man Wunderdinge sehen will, wo keine sind; so gefällt mirs gar nicht.
Oebergs Erfindung, die Clavecins statt der Federn mit englischem Leder zu befiedern, wo der Ton eben so hell und männlich zu hören seyn soll, ist vor einigen Jahren von einen Italiäner angekündiget worden. Die Sache hat man aber wieder vergessen, und warum? weil diese Dinge gemeiniglich nicht so viel vortheilhaftes an sich haben, als ihre Erfinder davon auszuposaunen pflegen, ja oft noch auf einer andern Seite mehr Schaden als Vortheile mit sich bringen.
Die musicalische Academie zu Stockholm muß von der augenblicklichen Dämpfung unserer gewöhnlichen Instrumente, oder ich von ihrer geschwinderen Geschwindigkeit keine richtigen Begriffe haben. Die Einrichtung ohne Hinderniß des Spielers, das Crescendo, Diminuendo, Forte, Pianissimo etc. zu erhalten, ist gemeindlich ein Register. Etliche Leistchen mit Papier, Zeug, Tuch, Leder, eine aufzuhebende Rahme mit Taft überspannt, den Deckel auf und zu machen, oder auch ein Deckel zum auf- und zu machen, wie ein Jalousieladen, thun diese Dienste. Als eine Veränderung mag so etwas gut seyn, aber das wahre Fortepiano ist es nicht. Dieses muß der Virtuose augenblicklich in seiner Gewalt unter den Fingern haben. Es muß sich nach den verschiedenen Verhältnissen, die der Gesang fordert, auf einzelne Töne, wie auf das ganze Clavier richtig anwenden lassen. Wenn ein ungeübter Künstler diese mannigfaltigen und präcisen Töne mit seinen Fingern nicht bewürken kann, wie wird er es durch Hülfe einer knarrenden Maschine mit seinen Füssen thun können. Man verlange einmal von diesen Instrumenten durch die sanfteste Berührung der Tasten den leisesten Ton anzugeben; verlange durch die stärkste Fingerkraft den Ton bequem durch alle Stufen zu seiner möglichsten Stärke zu bringen; bey dem stärksten Schlage der Hämmer kein Tremuliren, und bey jedem Manöver des geschicktesten Spielers die pünctlichste Unterscheidung aller Töne zu vernehmen; man verlange alles dieses ohne Geräusch, ohne Klappern, und ich bin versichert, die Herren Erfinder werden das letztere hören, und das erstere für unmöglich halten.
   
In Schweden, und wo man noch keine richtigen Begriffe von einem Pianoforte hat, mag wohl diese Erfindung gut genug, und auch neu seyn. Vielleicht bringt die Aufmunterung der goldenen Medaille eine andre hervor: hier zu Lande taugt sie nichts; man hat bessere genug umsonst.
Das Clavecinroyal ist schon lange durch den Erfinder selbst bekannt gemacht worden. Sein Avertissement stehet in Herrn Forkels musikalisch-kritischen Bibliothek. B. 3. S. 322.
   
Die ganze Beschreibung dieses Instruments ist ein langweiliges Gewächse, das man nicht ohne Ekel lesen kann. In diesem Instrument, heißt es, klingen die Bässe lange nach; wer also reich sey im Erfinden, und dieses Nachklingen kunstmäßig zu traktieren wisse, der könne viel Schönes hervorbringen. Es habe hölzerne Hämmerlein, fünf volle Octaven, nicht mehr und nicht weniger Dratseiten, als ein anderes; habe über dem Resonanzboden einen Deckel von Taft; Lauten- Harfen- und Pantalonzüge; wegen seiner wenigen Saiten verstimme es sich nicht leicht; sey sehr dauerhaft, und, wenn ja etwas fehle, so könne ihm der geringste Dorftischler abhelfen; sey es anders gut gepackt, so könne nicht leicht ein Instrument, wie das, viele hundert Meilen zu Wasser und zu Lande verschickt werden, man habe schon Proben davon.
   
Wer sieht nicht, daß bey dem ganzen Clavecinroyal nichts als der Name neu ist, und daß diesen ihm einer der jetztlebenden Virtuosen angerathen habe, vermuthlich um es besser an den Mann zu bringen. Mich wundert nur, daß der Erfinder nicht auch sagt: es stehe auf vier Füßen, und lasse sich aus einem Zimmer ins andere tragen.
   
Das Berlinische Crescendo ist von eben dem Schlage. Daß die Herrn doch so gern erfinden, solltens auch nur neue Namen seyn! Wenn uns der Herr Hofrath sonst nichts zu sagen weiß, als daß sein Instrument fünf Octaven habe, einer Pyramide ähnlich, 8 1/2 Fuß hoch, 3 Fuß breit. 18 Zoll tief, und mit Dratsaiten bezogen sey; so weiß ich noch nicht, wie es Crescendo heissen soll; oder soll es daher kommen, wenn man durch 8 Veränderungen mit sanften Harfen- und Lautentönen zu einem durchdringendsten Fortissimo kommt, daß man glaubt, Mark und Bein zittre? Ich begreife es nicht, wie man zu einem Crescendo Lauten-Harfen- und Pantalonstöne nöthig hat? Diese Herren füttern ihren Leiterwagen mit Stroh, und glauben, sie haben eine neue Carosse erfunden. Wären ihnen die Eigenschaften eines Steinischen Pianoforte bekannt, sie würdens nachmachen, wenn sie könnten, und viele von ihren Kleinigkeitserfindungen wegwerfen. Sie dürfen sich nicht freuen, daß wir auch nichts davon wissen. Wir haben sie selbst eben so gut, auch noch besser und wohlfeiler, und wenn sie wollen, auch andere Arten dieser Instrumente in vorzüglicher Güte; wollten sie nur mehr um sich sehen, eine Probe davon würde ihnen bald in die Augen leuchten! Wien, den 10 Jul. 1783.

W.G.



Jürgensens Clavecin Royal (1783)
Eine  Beschreibung veröffentlicht bei C. F. Cramer in: Magazin der Musik I (1783), Seite. 661–662.

Nachricht aus Schleswig, von dem Instrumentenmacher Jürgensen. Liebhabern Fortepianoartiger Instrumente, d. i. solcher deren Ton Hämmerchen hervorbringen, wird bekannt gemacht, daß bey mir fertig geworden sind: Erstens, ein Clavecin-Royal, von meiner Erfindung, von dem schönsten Mahagonyholz, und alle innerliche Arbeit dem äusserlichen an Schönheit übereinstimmend gemacht; von ungewöhnlichen und in einem so kleinen Instrumente nicht zu erwartendem starken und schönem Ton, mit vielen Veränderungen, die durch zwey Züge und zwey Fußtritte regiert, und durch ihre Verwechselungen und Verbindungen zwölf Veränderungen, als Flügel, Fortepiano, Harfen, Lauten und andern Instrumenten ähnliche Töne hervorbringen. Durch den einen der erwähnten Fußtritte, der durch Oefnung der Bedeckung über den Resonanzboden ein stärkeres Forte macht, entstehen nach den Willen des Spielers über vier und zwanzig Veränderungen; wovon eine jede ihren Liebhaber finden, und sich nach Beschaffenheit gut anwenden lassen wird. Es ist besonders leicht und angenehm zu spielen, und das Forte und Piano auf einem jeden Ton, und nach eines jeden Spielers Verlangen, im höhen Grad fähig. Das Instrument ist nur 2 1/4 Elle hamburger Maaß lang, keine Elle breit, mit einem bequemen und schönen Fuß, einem Notenstuhl, der im Instrumente liegen bleibt, wenn man es verschließt, wie ein Clavier gestaltet und mit einem gebrochnem Deckel versehen. Der Preis ist sechszig dänische Ducaten. Zweytens, ein Bellsonoreal, auch von schönen Mahogonyholz und inwendiger Arbeit, auch von meiner Erfindung; 2 1/2 Elle und 2 Zoll lang, und sonst wie eine Clavier gestaltet. Es thut die Wirkung eines guten Flügels, Dresdener Clavecin Royal, Friederischen Fortpiens, und aller Arten Fortepiano vollkommen, ohne deswegen zu sehr zusammengesetzt zu seyn. Es hat nur fünf Züge, wovon zwey durch Fußtritte regiert werden können, und über acht und vierzig Veränderungen hervorgebracht werden. Es hat einen vollen und männlichen Ton, und das, was musicverständige Silberton nennen, zeichnet sich bey den meisten Zügen besonders aus. Deswegen nannte einer unserer ersten Clavierspieler, diese Art Instrumente, wovon schon vor ein paar Jahren einige nicht so vollkommene nach Norwegen gesandt worden Bellesonore; und da ich dieses mit mehr Veränderungen gemacht, nenne ich es Bellesonorereal; um es von jenem zu unterscheiden. Es kostet 75 Ducaten. Schleswig im März 1783. 59)

*59) Ich habe beyde hier von dem Verfertiger bekanntgemachte Instrumente gesehen; und kann sowohl ihre Güte, als die Simplicität des Mechanismus darinn, und die ausnehmende Zierlichkeit der äusserlichen Arbeit daran bezeugen. Ueberhaupt gehört Herr Jürgensen, obgleich sein Name noch nicht öffentlich genannt worden ist, zu den allereminentesten Künstlern, die sich jetzt mit Instrumentmachen beschäftigen. Besonders sind auch seine Claviere von einer Sangbarkeit und Kraft, daß sie sich den Friedericischen, Krämerschen, Lemmischen, und Möllerschen (letzterer in Coppenhagen) nicht allein an die Seite stellen können, sondern sie vielleicht in einigen Stücken nach übertreffen. C.F.C. [Cramer]



© georg ott für claviersammlung.de 2014